Die Diskussion zur Elektrifizierung des Verkehrs, wie sie bei uns geführt wird, konnte ich bei meinem jüngsten Besuch in den USA weder hören, spüren oder sehen. Nach über 3000 Meilen auf bis zu zehnspurigen Autobahnen unter Millionen von schweren bis sehr schweren Fahrzeugen haben wir innerhalb von drei Wochen genau sechs Tesla gezählt. Und zwar (zufällig?) in den Nobelquartieren von Sacramento und Redmond, WA (Hauptsitz von Microsoft). Die einzige elektrische Ladestation fanden wir in einem kleinen Ferienort in Kanada auf Vancouver Island. Die lokale Behörde hat die Zapfstelle zur Förderung der Elektromobilität gesponsort (siehe Bild). Der Strombezug ist gratis. Aber es hing kein einziges Fahrzeug dran. Und wir haben im ganzen Dorf auch kein einziges Elektromobil gesichtet. Das wäre auch eine Überraschung gewesen, denn die nächste Stadt liegt eine Fahrstunde weit weg. Auf der gleichen Strecke sahen wir auch eine Warnung, dass auf den nächsten 60 Kilometern keine Tankstelle mehr komme, für Benzin und Diesel wohlverstanden. Elektrofahrzeuge haben nach meiner Beurteilung in den USA nur eine Chance als Nischenprodukt und zwar als Vorzeige- , Zweit- oder Drittwagen. Aber sicher nicht als Transportfahrzeug für den Alltagsgebrauch. Die Distanzen, die hier zur Arbeit oder Einkauf gefahren werden, sind wesentlich länger als bei uns. Der Stossverkehr kämpft mit grossen Staus. Da sitzt man schnell mal eine Stunde länger im Auto als geplant. Immer mit der Klimaanlage voll auf. Im Winter vermutlich mit der Heizung. Das geht bei E-Mobilen nicht ohne weiteres, respektive nur mit massivem Reichweitenverlust. Und den kann man sich bei den erwähnten Distanzen nicht leisten. So, wie ich die Amerikaner erlebe, werden sie niemals bereit sein, auf gewohnten Luxus zu verzichten. Langes Tanken für kurze Distanzen ist ein Komfortverlust, da mag das Auto noch so luxuriös sein. Lautlos beschleunigen ist toll, aber vermutlich nicht das worauf der Durchschnittskunde mit einem beschränkten Budget für seine Transportbedürfnisse gewartet hat.
Tesla kann im riesigen Automarkt USA trotzdem erfolgreich sein, genauso erfolgreich wie E-Bikes bei uns. Als zusätzliches Fahrzeug für den Nahverkehr. Eine Revolution des Verkehrs sieht aber anders aus.
publiziert in der Basler Zeitung vom 11. August 2017
Mit der Energiewende gerate die Schweiz ins Hintertreffen. Der Ausbau erneuerbarer Energien gehe viel zu langsam, und die Klimaziele könnten so nicht erfüllt werden. Das sind Vorwürfe, die aus grünen Kreisen immer wieder zu hören sind. Bei solchen Aussagen lohnt es sich, mal über den eigenen Gartenhag hinauszuschauen und zu prüfen, ob dem wirklich so ist.
Dazu gibt es drei Methoden: Die erste ist, Absichtserklärungen und Beschlüsse ausländischer Regierungsstellen zu lesen. Das ist die unzuverlässigste Methode. Die zweite ist, sich Statistiken über die Energienachfrage und den Einsatz der unterschiedlichen Energieträger anzusehen. Das ist schon wesentlich besser und ergibt einen ersten Überblick. Die Gefahr beim Lesen von Statistiken ist nur, dass diese oft Äpfel mit Birnen vergleichen und ihre Qualität nur so gut ist wie die Methoden, mit welchen sie erstellt wurden. Die dritte Methode besteht darin, die Sache gleich selber vor Ort zu prüfen – sicher die aufwendigste, aber aufschlussreichste. Aber auch mit einem Augenschein kann man nie alles erfassen.
Machen wir doch mal die Probe aufs Exempel mit Kalifornien, dem gelobten Epizentrum von Innovation und Fortschrittsglaube auch in Sachen der neuen erneuerbaren Energieträger. Elon Musk lässt grüssen.
Kalifornien hat Ende letzten Jahres das ambitionierteste Klimawandel-Gesetz (climate change law) der Vereinigten Staaten verabschiedet. Da hat auch Präsident Trump nichts dreinzureden. Der Westküstenstaat verpflichtet sich, bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken. Die Schweiz übrigens um 50 Prozent. Die Statistik verrät uns, dass die Treibhausgas-Emissionen jedes Einwohners in Kalifornien doppelt so hoch sind als bei uns. Reduzieren sie dort um 40 Prozent, werden sie im Jahr 2030 gerade mal auf dem Niveau sein, auf welchem wir uns bereits jetzt befinden.
Das spannendste ist aber die Prüfung vor Ort: «It never rains in Southern California…» Los Angeles ist eine sonnenverwöhnte Stadt mit brütend heissen Sommertagen und einem riesigen Kühlbedarf. Jedes Haus hat eine Klimaanlage. Der Bedarf an Kühlenergie korreliert sehr gut mit dem Tagesgang der Sonne. Solarstrom ist deshalb besonders geeignet zum Betreiben der Kühlaggregate. Die PV-Anlage auf dem Dach könnte die eigene Klimaanlage eines Hauses direkt mit Strom versorgen – im Idealfall sogar ohne aufwendige Netzeinbindung. Das sind optimale Bedingungen für Photovoltaik. Man kann kurz nachrechnen, dass bei voller Ausnutzung der Dachfläche genügend Energie für eine ausreichende Kühlung des Hauses erzeugt werden kann. Also müssten eigentlich praktisch alle Häuser in Los Angeles mit Strom vom eigenen Dach gekühlt werden. Und wo könnte man sich das nicht besser leisten als in den Villenvierteln Hollywoods? Ein kurzer Check mit Hilfe von Google Maps enttäuscht jedoch gewaltig. Ausgerechnet in den wohlhabendsten Wohngebieten, in Beverly Hills und in Malibu, in denen sich prominente Klimaschützer, wie zum Beispiel Leonardo DiCaprio, tummeln, findet man kaum ein einziges Solarpanel. Neben den Villen dominieren Schwimmbäder und Tennisplätze. Photovoltaik hat selbst an diesen prädestinierten Lagen keinen Durchbruch geschafft. Prüfen Sie dies bitte selber nach, liebe Leserinnen und Leser.
In der Tat beziehen der vorbildliche Leonardo DiCaprio und seine Mitkalifornier 66 Prozent ihres Stroms aus Fossilkraftwerken, während in der hinterwäldlerischen Schweiz ganze 5 Prozent so produziert werden. Mit dem Abschalten unserer Kernkraftwerke wird sich diese Zahl aber bald den kalifornischen Verhältnissen angleichen.
publiziert in der Basler Zeitung vom 14. Juli 2017
Genau einen Monat nach der Abstimmung zum Energiegesetz sind gleich drei der stärksten Argumente von Bundespräsidentin Leuthard aufgeflogen. Dass wir uns nämlich bereits auf einem Absenkpfad des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen befänden, dass sich das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch entkoppelt habe und dass wir unsere Auslandabhängigkeit vermindern werden. Am 22. Juni brachte das Bundesamt für Energie aus dem Departement von Frau Leuthard folgende Medienmitteilung: «Energieverbrauch 2016 um 1,9 Prozent gestiegen. Ein wichtiger Grund dafür ist die im Vergleich zum Vorjahr kühlere Witterung. Zum Verbrauchsanstieg trugen aber auch die positive Wirtschaftsentwicklung und das anhaltende Bevölkerungswachstum bei.» Das wusste man unter der Bundeshauskuppel selbstverständlich lange vor der Abstimmung, schliesslich endete das Jahr 2016 immer noch am 31. Dezember, fünf Monate vor der kritischen Abstimmung. Aber solches Wissen durfte man dem Stimmvolk nicht auftischen, sonst hätte dies die Argumente der glaubwürdigen Bundesrätin durcheinander gebracht.
Noch interessanter wird es, wenn man die Medienmitteilung im Detail liest: Der Gasverbrauch stieg um 5,1 Prozent, der Stromverbrauch blieb auf dem Niveau des Vorjahres, allerdings bei einer Inlandproduktion, die um 7,8 Prozent tiefer ausfiel. Der Verbrauch an Flugtreibstoff hat um 4,7 Prozent zugenommen, während der Treibstoffverbrauch im Individualverkehr ungefähr gleich blieb. Aber nur, weil der Tanktourismus weggefallen ist. Summa summarum heisst das, dass die Energieimporte markant zugenommen haben. Die Schweizer fahren mehr Auto, fliegen mehr herum als je zuvor und konsumieren Energie nach Belieben. Das steht in komplettem Widerspruch zur Energiewende, die ja bereits begonnen haben soll. Einsparung von 43 Prozent Energie, und 13 Prozent weniger Stromkonsum bis 2035 steht im Gesetz.
Energie ist ganz einfach im Überfluss vorhanden, ist billig und wird das auf absehbare Zeit noch bleiben. Je stärker vom Ende des Fossilzeitalters geschwärmt wird, desto sicherer bleiben Kohle, Gas und Erdöl billig und bestimmen, wie viel Energie kosten darf. Da kann die teure Schweizer Stromproduktion schon lange nicht mehr mithalten. Und es wäre vermessen zu glauben, dass der Strom mit eigenen Windrädern und Fotovoltaik konkurrenzfähiger würde. Ein steigender Import von Strom und Gas ist programmiert.
Alle Anzeichen sind vorhanden, dass der Stromverbrauch weiter zunehmen wird. Die Elektrifizierung des Verkehrs wird kommen, nur wie schnell, steht noch offen. Die Ankündigung von Volvo, nur noch neue Modelle mit Elektromotoren anzubieten, und das Ziel Frankreichs, den Verkauf von Verbrennungsmotoren bis 2040 einzustellen, sind deutliche Signale. Zunächst werden vermutlich Hybridautos das Rennen machen, da sie die Vorteile des Elektroantriebs, der Effizienz, und der grossen Reichweite miteinander kombinieren und auf keine neue Infrastruktur angewiesen sind. Elektrische Wärmepumpen ersetzen Ölbrenner. IT-abhängige Dienstleister und vollautomatisierte Produktionsbetriebe werden zu Strombezügern rund um die Uhr. Wirklich energieintensive Betriebe können im Ausland günstiger Energie einkaufen oder gehen gleich selbst dorthin. Effizienzsteigerung ist ökonomisches Tagesgeschäft. Ob man das Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Energiebedarf nennen will, ist fraglich. Auf jeden Fall wird sich der Energiekonsum auch weiterhin nach Bedarf und Angebot entwickeln.
Gegenüber diesen Trends steht unser neues Energiegesetz, das eine künstliche Verknappung anstrebt, ziemlich schief in der Landschaft. Etwa so schief wie das Märchen der abnehmenden Auslandabhängigkeit.
Kürzlich wurde in den Medien die Inbetriebnahme des staatlich geförderten CO2-Fängers in Hinwil gefeiert. Mit dem Gerät soll Kohlendioxid aus der Luft gefiltert werden. Welchem normal denkenden Menschen käme es in den Sinn, einen Lufttrockner einzusetzen, wenn sein Keller unter Wasser steht? Genau das wird in Hinwil gemacht, vom Bund sogar noch als Leuchtturmprojekt dargestellt und von bekannten Klimaforschern als Vorbild im Kampf gegen den Klimawandel eingesegnet.
Jetzt wollen ETH-Forscher aus Lausanne auch noch herausgefunden haben, dass sich der Klimawandel auf die CO2-Bilanz von Bergbächen auswirke. Mit dem beunruhigenden Fazit, dass sie durch die Erwärmung weniger CO2 aufnehmen und unter dem Strich sogar mehr abgeben. Das ist natürlich kompletter Humbug. Der CO2-Gehalt von Gewässern wird in erster Linie durch die Niederschläge bestimmt und ein Austausch mit der Luft ändert an der Gesamtbilanz nicht das Geringste. Wenn die Qualität der Wissenschaft zur Klimarettung so weitergeht, feiern wir bald einen Erfinder, der die Abwärme von Schneekanonen nutzt.
Das sind alles grobe Fehlentwicklungen. Sie haben ihren Ursprung im Gefühl «man muss doch etwas tun» oder «wir müssen mit gutem Vorbild vorangehen». Dabei aber vergisst man, die Frage zu stellen, ob das auch Sinn mache.
Bevor wir nur schon daran denken, nochmals korrigierend in den CO2-Haushalt der Atmosphäre einzugreifen, müssen wir uns über Folgendes bewusst werden:
Die seit Beginn der Industrialisierung um 43 Prozent erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat eine verstärkende Wirkung auf den Treibhauseffekt. Die Konzentrationserhöhung ist zu zwei Dritteln das Resultat der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas. Das dritte Drittel kommt von Land- und Forstwirtschaft und anderen industriellen Prozessen. CO2 ist aber im Gegensatz zu Russ, Plastik und Schwermetallen kein Schadstoff. Es ist die Lebensgrundlage aller Pflanzen. Eine Rückkehr zu einer vorindustriellen Luftzusammensetzung ist illusorisch und nicht zielführend. CO2 ist eine, aber nicht die grosse Steuerschraube, mit welcher sich die Erdtemperatur regeln lässt. Klimawandel ist ein Stück komplizierter.
Die Verbrennung fossiler Ressourcen ist nicht nachhaltig. Man darf einfach nicht vergessen, dass unsere Zivilisation im heutigen Umfang erst damit möglich wurde. Dekarbonisierung, eine geordnete Abkehr von den Fossilen, macht Sinn, ist aber ein globales Vorhaben, dessen Komplexität und Grössenordnung massiv unterschätzt wird. Will man in weniger als einem Jahrhundert, bei noch stets wachsender Bevölkerung und steigenden Ansprüchen, aus den Fossilen aussteigen, ist das eine Herausforderung gigantischen Ausmasses. Mit Windrädern und Solarpanelen alleine ist das nicht zu schaffen. Wer das meint, ist naiv.
Das Schweizer Volk hat beschlossen, die Atomkraftwerke auslaufen zu lassen und zukünftige zu verbieten. Es stimmt, dass Atomstrom im heutigen Umfeld ein Verlustgeschäft ist. Die Angst vor Reaktorunfällen, Angst vor Strahlung, die langlebigen Abfälle, hohe Investitionen und eine komplexe Technologie machen Kernenergie unattraktiv. Das ist so. Dann muss man aber in der Forschung und Entwicklung ganz genau bei diesen Mängeln ansetzen und diese ausmerzen. Denn Kernspaltung ist physikalisch mit riesigem Abstand die konzentrierteste und effizienteste Energiequelle, die CO2-frei und ununterbrochen Strom produzieren kann. Strom, den alle umweltbewussten Elektromobilfahrer rund um die Uhr brauchen werden, sofern sie nicht mit importiertem Kohlestrom rumfahren wollen. Dieser Zug ist für die Schweiz abgefahren. Zur Lösung globaler Probleme haben wir uns abgemeldet. Wir haben mit der Erfindung und Erforschung von Leerläufen schon mehr als genug zu tun. Aber wir tun wenigstens was, wie uns von obersten Instanzen ja immer wieder empfohlen wird.
Mit dem CO2-Fänger in Hinwil hat die schweizerische Energieforschung einen lamentablen Tiefpunkt erreicht.
Es kann nicht sein, dass ein Kernstück der gewählten Energiestrategie die Effizienzsteigerung sei, und dann geht man hin und erfindet eine Maschine die am Ort der grössten Verdünnung von CO2, nämlich in der Atmosphäre, dieses herausfiltern will. Kohlendioxid kann man bei Bedarf an jedem Schornstein und jedem Auspuff in rund tausendfacher Konzentration herausfiltern. Und damit ist dann immer noch nicht geklärt was man anschliessend damit anfangen soll.
Dekarbonisierung ist sinnvoll. Da ist bei der Wahl der Ressourcen und am Ort der Energieumwandlung anzusetzen. Das ist die echte Herausforderung. Aber unter Energieaufwand am Ort der grössten Verdünnung ein Gas auszufiltern ist eine Engineeringsünde ersten Ranges. Das ist wie Wasser, gleich neben einem Fluss, aus der Luft zu gewinnen. Machbar wäre das auch, macht aber keinen Sinn. Hier wurde vergessen, die Sinnfrage zu stellen.
Dass eine solche Fehlentwicklung von den Auguren der ETH und allen Innovationsförderern übersehen wurde, ist schwer verständlich. Zu allem Fremdschämen wird das Projekt vom Bund als Leuchtturmprojekt gefördert. Wenn es schliesslich in sämtlichen Medien noch kritiklos bejubelt wird, dann liegt der Verdacht auf ideologische Verblendung nahe.
Es ist nicht populär auf den Kaiser zu zeigen, dass er nackt sei. Es kann nur ein Kombination von Aktionismus, Unwissenheit, Unsicherheit sowie Beseeltheit „etwas Gutes tun zu wollen" sein, das solche Fehlleistungen möglich macht. Dem Treiben ist Einhalt zu gebieten. Wir müssen uns wieder auf unser Ingenieurkönnen besinnen. Die vergeudeten Steuergelder sind noch das Geringste. Fataler ist den Ruf unserer Ingenieure aufs Spiel zu setzen und den Forschungsplatz Schweiz der Lächerlichkeit preiszugeben.
Physikalische Gesetze zeichnen sich durch ihre Kürze und ihre leicht prüfbare Gültigkeit aus. Im Gegensatz dazu sind politische Gesetze ein Amalgam aus Disput und Konsens und sind kaum objektiv überprüfbar. Das sagt eigentlich schon alles über deren Qualität.
Nehmen wir mal ein Beispiel aus der Mechanik: «Kraft gleich Masse mal Beschleunigung». Kürzer gehts nicht. Und trotzdem steht hier schon fast alles drin, was man über Mobilität wissen muss. Da steht nämlich, dass schwere Autos mehr Energie verbrauchen als leichte. Etwas das kaum je erwähnt wird. Wenn wir also effizienter Auto fahren sollen, müssten diese einfach leichter sein. Da haben Elektroautos mit ihren schweren Batterien ein Problem. Trotzdem haben sie eine Zukunft. Sie setzen die gespeicherte Energie effizienter um als ein Benzinmotor. Und sie können Bremsenergie zum Teil wieder zurückgewinnen. Beim Benziner geht das als Wärme verloren. Die physikalischen Gesetze der Thermodynamik dazu möchte ich Ihnen aber ersparen. Nicht ersparen kann ich Ihnen aber den Umstand, dass der Strom für die Batterien irgendwo produziert werden muss. Wenn der aus Kohlekraftwerken kommt, verlegt man nur den Auspuff vom Auto zum Kraftwerk und das erst noch mit einer schlechteren Ökobilanz. Sauberer wäre es, wenn der Strom vom Dach oder der Windturbine kommt, wie ja gefordert wird. Leider steht dieser Strom dann aber für nichts anderes mehr zur Verfügung. Eine wenig beachtete Studie des Paul Scherrer Instituts rechnet vor, dass es für eine Elektrifizierung des Strassenverkehrs 12 bis 25 TWh Energie braucht. Das ist mehr als alle neuen Erneuerbaren bei erfolgreichster Umsetzung des Energiegesetzes produzieren würden. Doch wie bereits gesagt, dieser Strom stünde dann für nichts anderes mehr zu Verfügung. Also weder für die Wärmepumpe, den Backofen oder das Licht, geschweige denn für irgendwelche Maschinen in Werkstätten und der Industrie. Dieser Strom müsste immer noch von den bisherigen Kraftwerken kommen, die es dann aber nicht mehr gibt.
Diese grobe Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird von Ideologen kunstvoll verwedelt. Leider wird in der Politik Ideologen mehr Gehör geschenkt als Fachleuten. Und am Schluss wird dann von Politikern – und wiederum nicht von Fachleuten – an der Gesetzesvorlage herumgebastelt, um die gröbsten Böcke auszumerzen oder noch besser zu seinen eigenen Gunsten umzudrehen. Und so kommt es zu unappetitlichen Gesetzesmonstern wie dem vorliegenden Energiegesetz.
Dass wir unsere Zukunft mit nachhaltigen Energieressourcen gestalten müssen, steht ausser Diskussion. Wirkliche Fortschritte zu machen ist allerdings mühsame Arbeit, die mit sehr viel Denkarbeit, Versuchen und Rückschlägen verbunden ist. Fortschritt lässt sich nicht verordnen, schon gar nicht mit einschränkenden Verboten. Erfindungen müssen sich dann auch noch durchsetzen. Wenn sie gut sind setzen sie sich von selbst durch. Die nicht so guten überleben eine Zeit lang mit Subventionen und sterben dann einfach später, wenn das Geld nutzlos verbraten ist.
Politische Gesetze haben eine beschränkte Lebensdauer, physikalische sind dauerhaft. Man ist geneigt zu folgern, dass die Gültigkeit eines Gesetzes in inversem Verhältnis zu seiner Länge steht. Sechsundvierzig Seiten für ein Energiegesetz, verglichen mit einer physikalischen Wahrheit, die mit einer einzigen Zeile formuliert ist, spricht Bände.
Wir werden unsere Energie auch nach der Abstimmung vom Sonntag weiterhin nach den Gesetzen der Physik produzieren und konsumieren. Das soll eine Ermahnung für die Gewinner und ein Trost für die Verlierer sein, wie auch immer zum 46-seitigen Energiegesetz entschieden wird.
publiziert in der Basler Zeitung vom 21. April 2017
Laut der jüngsten Tamedia-Umfrage steht für drei von fünf Befürwortern des neuen Energiegesetzes der Klimaschutz im Vordergrund. Und laut einer wissenschaftlichen Erhebung im Rahmen des Nationalfondsprojekts NFP 71 «Steuerung des Energieverbrauchs» wird Stromimport als die unerwünschteste aller Optionen für eine zukünftige Energieversorgung angesehen.
Schaut man sich jedoch das dem Energiegesetz zugrunde liegende Szenario mit dem Titel «Politische Massnahmen», oder im Fachjargon POM genannt, genau an, wird klar, dass genau das Gegenteil eintreten wird. Die Treibhausgasemissionen der Stromproduktion werden sich erhöhen und die Importabhängigkeit wird weiter zunehmen. Diese Fakten sind dem Bundesamt für Energie (BFE) und dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), beide im Departement von Bundespräsidentin Leuthard, bekannt.
Der heutige Strommix der Schweiz belegt mit 32 Gramm CO₂-Äquivalent pro Kilowattstunde einen internationalen Spitzenplatz in Sachen Sauberkeit. Diese Stromproduktion basiert auf einem einmaligen Mix aus eigener Wasserkraft, eigenen Kernkraftwerken und Bezugsrechten von Atomstrom aus Frankreich. Nach dem Stromszenario POM sollen jedoch weder die Kernkraftwerke noch die Bezugsrechte erneuert werden. An deren Stelle sollen neue Erneuerbare und importiertes Erdgas treten. Bis 2035 sollten elf Terawattstunden (TWh) mit neuen Erneuerbaren und elf TWh mit Erdgas erzeugt werden. Das sind immerhin über tausend Windturbinen und über vierzig Quadratkilometer Fotovoltaik, die in den nächsten achtzehn Jahren zu bauen wären. Bis 2050 soll dann auch noch das importierte Erdgas sukzessive durch neue Erneuerbare ersetzt werden, also eine Verdoppelung der bereits installierten Wind- und Solaranlagen. Das ist schlicht realitätsfremd. Dabei ist die ganze saisonale Speicherthematik noch ausgeblendet.
Dem Bafu liegt eine Studie vor, welche die CO₂-Emissionen von Strom aus Fotovoltaik, Wind, Geothermie, Biomasse, Wasserkraft und Kernkraft in Gramm pro erzeugter Kilowattstunde berechnet. Diese Werte kann man beim heutigen Strommix einsetzen und kommt dann auf die bereits erwähnten 32 Gramm. Macht man dasselbe beim Strommix, wie ihn das Energiegesetz vorsieht, ergeben sich 94 Gramm pro Kilowattstunde, also dreimal mehr als heute.
Gleichzeitig hat sich die Schweiz mit dem Klimaabkommen von Paris dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis ins Jahr 2035 zu halbieren. Von den 143 Ländern, welche das Abkommen ratifiziert haben, verpflichtet sich die Schweiz zum ambitioniertesten Ziel, obwohl sie mit ihrer schadstoffarmen Stromproduktion bereits Musterknabe ist. Das vorliegende Energiegesetz läuft diesen Klimaverpflichtungen diametral zuwider. Es ist unbegreiflich, dass eine Regierung solch realitätsferne Ziele sowohl zur Energie- als auch zur Klimapolitik beschliessen kann und ein Parlament einer derartig widersprüchlichen Politik auch noch zustimmt.
Wer daran Zweifel hat, kann dies alles nachlesen in den BFE-Berichten «Smart Grid Roadmap Schweiz 2015», «Umweltauswirkungen der Stromerzeugung in der Schweiz 2012» und dem Bafu-Bericht «Treibhausgasemissionen der Schweizer Strommixe 2012».
Entweder liest Bundespräsidentin Leuthard die Berichte ihrer eigenen Ämter nicht oder sie erzählt dem Stimmvolk ganz einfach nicht die Wahrheit. Wer sich also wirklich umweltbewusst engagieren will, muss das unehrliche und vermurkste Energiegesetz ablehnen.
publiziert in der Basler Zeitung am 17. März 2017
Das neue Energiegesetz fordert innerhalb von 18 Jahren den Aufbau einer Stromproduktion von 11,4 Terawattstunden (TWh) aus neuen Erneuerbaren. Teilt man das auf Fotovoltaik und Windenergie auf, entspricht das einer Solarpanelfläche in der Grösse des Thunersees oder einem Drittel der verfügbaren Dachflächen plus 1300 Windturbinen quer durchs Land. Damit wäre die Hälfte der Stromproduktion der Kernkraftwerke ersetzt. Allerdings nicht in der Qualität gleichmässiger Bandlast, sondern in höchst variabler Leistung, abhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit.
Nicht in diesem Gesetz, aber mit den internationalen Klimavereinbarungen verpflichtet sich die Schweiz ausserdem zur Halbierung der Treibhaus- gasemissionen. Um dies zu erreichen, müssten neben baulichen Sanierungen in allen Haushalten die Öl- und Gasheizungen mit Wärmepumpen ersetzt und sämtliche Personenwagen elektrifiziert werden. Mit beiden Massnahmen würde der Verbrauch fossiler Energie halbiert, der Stromverbrauch jedoch um 22 TWh erhöht. Das entspricht der heutigen Produktion der Kernkraftwerke.
Der Wunsch nach einer nachhaltigen und CO2-armen Energieversorgung ist unbestritten. Technisch ist das meiste denkbar. Auch Innovationen und unerwartete Durchbrüche sollte man nie unterschätzen. So wie das Gesetz aber formuliert ist, schliessen sich Energiestrategie, Klimapolitik und Umweltschutz gegenseitig aus.
Machbar sind Effizienzsteigerungen im Energieverbrauch. Hier darf man von einem ähnlich verlaufenden Absenkpfad der letzten zehn Jahre ausgehen. In absoluten Zahlen wird das Resultat durch das Bevölkerungswachstum allerdings nahezu wettgemacht.
Problematisch ist der Ersatz der Kernkraftwerke. Die neuen Erneuerbaren ersetzen im besten Fall schon rechnerisch nur die Hälfte der Produktion. Die wirkliche Problematik liegt in der saisonalen Speicherung. Die Überschüsse aus den Sommermonaten können nicht in die produktionsarmen Wintermonate gerettet werden. Der erwartete Bedarf an Batterien für die Tagesspeicherung zeigt die Problematik. 3,6 Millionen Haushalte mit je einem Tesla-Powerwall-Akku und fünf Millionen Elektrofahrzeugen ergeben eine Speicherkapazität von 0,3 TWh. Das reicht gerade für den Haushalts- und Fahrbedarf von einem Tag, sofern die Batterien überhaupt geladen werden können. Zum Heizen reichts nicht. Das sind bereits 1,5 Millionen Tonnen an Batterien. Alle acht Jahre müssen sie als Sondermüll behandelt und aufwendig rezykliert werden. Für eine saisonale Speicherung kommen Batterien nicht infrage. Pumpspeicherseen stehen keine zur Verfügung. Sie dienen der Produktion von Wasserkraft und können nicht umfunktioniert werden.
Mit der landesweiten Umrüstung zu Wärmepumpenheizungen und dem flächendeckenden Zubau von Fotovoltaik wird sich in den Wintermonaten der bereits heute bestehende Mangel an Eigenproduktion noch weiter verstärken.
Die saisonale Stromlücke müsste durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Damit wäre allerdings die Treibhausgasreduktion nicht mehr 50 Prozent, sondern im besten Fall noch 25 Prozent. Hier kommt die Idee, mit überschüssigem Windstrom Methan zu produzieren, ins Spiel. Das könnte später wieder verstromt werden. Der Wirkungsgrad der Umwandlungskette ist im besten Fall 25 Prozent. Das heisst, dass alleine dafür mindestens weitere 3000 Windturbinen und entsprechende Gasspeicher gebraucht würden. Man kann es drehen oder wenden, wie man will, alleine aufgrund physikalischer Grenzen sind die Forderungen des Energiegesetzes absurd. Von den Kosten war noch nicht einmal die Rede. Ein Nein zum unüberlegten Energiegesetz erscheint zwingend.
Für eine tägliche Dosis Empörung bieten Aussagen von Kabinettsmitgliedern oder Chefbeamten der Trump Regierung immer wieder willkommene Schlagzeilen. Jüngstes Beispiel ist eine Aussage des neuen Chefs der US Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt. In einem Fernsehinterview des US Sender CNBC hat Pruitt in Zweifel gezogen, dass menschliche Aktivität die Hauptursache des Klimawandels sei.
Während der Guardian die grobe Kelle schwang und ihn gleich in die Klimaleugner Ecke stellte, begnügten sich die Schweizer Medien, inklusive SRF, NZZ und Blick Pruitt als Klimaskeptiker zu brandmarken. Der Tagesanzeiger gab mit der Bezeichnung „Marionette der Erdölindustrie" noch einen obendrauf. Unsere Medien scheinen es verlernt zu haben, selbst zu recherchieren und einmal genau hinzuhören, was ein Chefbeamter in einem Interview wirklich gesagt hat. Dazu der effektive Wortlaut:
"I think that measuring with precision human activity on the climate is something very challenging to do and there's tremendous disagreement about the degree of impact, so no, I would not agree that it's a primary contributor to the global warming that we see. But we don't know that yet. We need to continue the debate and continue the review and the analysis."
"Ich denke, dass eine präzise Messung des Einflusses menschlicher Aktivitäten auf das Klima eine grosse Herausforderung ist und es gibt enorme Meinungsverschiedenheiten über den Grad der Auswirkungen. Und deshalb bin ich nicht einverstanden, dass dies der primäre Einfluss auf den beobachteten Klimawandel sei. Aber wir wissen das noch nicht. Wir müssen die Debatte und die Überprüfung weiterführen und die Analyse fortführen."
Als erstes ist festzuhalten, dass Pruitt den Klimawandel nicht in Frage stellt. Damit ist einmal der Klimaleugner vom Tisch. Zweitens stellt er den menschlichen Einfluss auf das Klima auch nicht in Frage, sondern nur dessen Beitrag. Das ist genau der Punkt, an welcher eine nicht genau definierte Wissenschaftlergemeinschaft den viel beschwörten Konsens postuliert, aber weder herleiten noch quantifizieren kann. Dem gegenüber äussert sich Pruitt in wissenschaftlich korrekter Manier, dass man dies herausfinden soll. Das hat tatsächlich mit Skepsis zu tun, aber eben nicht in einer abwertenden Bedeutung. Sondern mit einer Skepsis wie sie so manchem Wissenschaftler gut stehen würde. Auf jeden Fall besser, als vermeintliche Mehrheitsmeinungen unreflektiert nachzuplappern.
Dieses Post ist keine Stellungnahme für irgendeine politische Richtung in den Vereinigten Staaten. Es ist eine Kritik an der fehlenden journalistischen Sorgfalt in unseren Medien. Abschreiben dominiert über recherchieren und analysieren. Wir haben besseres verdient.
publiziert in der Basler Zeitung vom 17. Februar 2017
Klimawandel ist das Tummelfeld für alternative Fakten und Fake News. Kaum auf einem andern Gebiet wird so viel Unsinn geboten. Mein Favorit für den Best Fake News Award ist derjenige, dass Rentiere wegen des Klimawandels kleiner werden sollen.
Ein Klimawandel findet statt. Unsere Gletscher gehen seit rund zweihundert Jahren sichtbar zurück. Messbar ist auch die Zunahme von CO₂ in der Atmosphäre. Kaum bestritten ist das auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zurückzuführen. Und schliesslich gibt es noch die Tatsache, dass das Molekül CO₂ Infrarotstrahlung absorbieren kann. Aber dann fängt das Terrain der alternativen Fakten an. Klimaerwärmung als unmittelbare Folge steigender CO₂-Konzentration ist keinesfalls «settled science», wie gerne behauptet wird. Ein Zusammenhang besteht zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit, einen strengen wissenschaftlichen Beweis gibt es aber nicht und über die Auswirkungen lässt sich endlos streiten.
Es gibt Modelle, mit denen die schlimmsten Klimakatastrophen prognostiziert werden. Das sind aber lediglich Modellergebnisse und nicht Fakten. Al Gore hat 2006 behauptet, dass die Arktis heute eisfrei sein werde und wir keine richtigen Winter mehr haben werden.
Absurd wird es, wenn CO₂ als Schadstoff bezeichnet wird. Das geht eindeutig zu weit. Schadstoffe sind Russ, Schwefeldioxid und Stickoxide, die bei der Verbrennung von Kohle haufenweise entstehen. Sie sind die Ursache von Smog und massiver Umwelt- und Gesundheitsschäden. Die WHO schätzt jährlich sieben Millionen frühzeitiger Todesfälle infolge der Luftverschmutzung. China als grösster Emittent von Verbrennungsgasen engagiert sich deshalb stark in der Entwicklung von «Clean power»-Technologien. Notabene zählt dort Kernenergie dazu.
CO₂ ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Kohlestoffkreislaufes, ohne den es auf der Erde kein Leben gäbe. Es ist der Baustoff jeder Pflanze und schliesslich unserer Nahrung. Leben funktioniert auf der Basis der Reduktion von CO₂ mittels Fotosynthese und der Oxidation von Kohlenstoffverbindungen, wie zum Beispiel in unserem Stoffwechsel. Das aus fossilen Brennstoffen stammende CO₂ ist nur ein Teil der Geschichte. Reisfelder und Kuhmägen produzieren Methan, das rund zwanzigmal klimaschädlicher als CO₂ sein soll. In den Klimabilanzen werden solche Treibhausgase dann in CO₂-Mengen umgerechnet. Hier darf man sich zwar fragen, ob weniger Methan produziert würde, wenn anstelle dieser Kulturen dort natürliche Vegetation wachsen und wilde Tiere weiden würden.
Spätestens wenn es ruchbar wird, dass selbst ein weltweiter Komplettverzicht auf Fossile das Klima nicht steuert, wird das Narrativ der Klimakatastrophe in sich zusammenfallen. Eine fortschreitende Substitution fossiler Brennstoffe würde trotzdem Sinn machen. Aus den bereits genannten Gründen des Umweltschutzes und schliesslich auch aufgrund der Endlichkeit dieser Energieträger, auch wenn diese noch in weiter Ferne liegt. Die dumme Fokussierung auf ein einziges harmloses Molekül rechtfertigt plötzlich den Einsatz von ineffizienten Technologien mit ganz anderen Umweltfolgen. Landschaftsverschandelung mit unzähligen Windturbinen, Plünderung seltener Erden zur Herstellung von Millionen Tonnen von Batterien, Monokulturen von Energiemais und Palmölplantagen werden plötzlich politisch korrekt. Den Vogel schiessen dabei solche «Forscher» ab, die mit Maschinen unter grossem Energieaufwand CO₂ aus der Atmosphäre entfernen wollen. Da kann die Natur nur noch den Kopf schütteln.
Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 sieht ein Verbot neuer Kernenergieanlagen, die Subvention erneuerbarer Energieträger und eine Steigerung der Energieeffizienz vor. Dass die drei Massnahmen widersprüchlich sind, schien weder Bundesrat noch Parlament zu kümmern. Umso wichtiger, dass dagegen das Referendum ergriffen wurde. Das Innovationsland Schweiz verdient die fortschrittlichsten, nachhaltigsten, klima- und umweltfreundlichsten Energiesysteme und soll ganz vorne dabei sein, diese zu entwickeln. Das kann man vorbehaltlos unterschreiben. Aber bei diesen Ambitionen kann man unmöglich mit einem solch widersprüchlichen Massnahmenpaket antreten.
Widerspruch 1: Fortschritt entsteht dort, wo ohne Verbote geforscht werden kann. Verbote sind ein Armutszeichen für eine innovationsaffine Gesellschaft. Der Gesetzgeber gibt vor zu wissen, dass Kerntechnologie keine Fortschritte machen wird und auf alle Zeiten unverantwortbar gefährlich bleibt. Das ist überheblich. Das Verbot ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch überflüssig. Wenn sich Kernanlagen nicht rechnen, was heute der Fall ist, werden keine neuen gebaut. Dass die Schweiz unter anderem wegen Kernenergie europaweit die niedrigsten CO₂-Emissionen hat, scheint vergessen. Die Klimaziele der EU für 2030 sind nur deshalb bei uns schon längst erreicht.
Widerspruch 2: Nachhaltig ist nur, was sich ohne laufende Subvention am Markt halten kann. Man darf die Entwicklung einer neuen Technologie wie Fotovoltaik und Wind fördern, aber irgendwann muss sie sich am freien Markt bewähren. Das funktioniert bereits heute an sonnen- und windreichen Orten, und das ist gut so. Diese Orte liegen allerdings nicht in der Schweiz. Wo es nicht funktioniert, soll man die Förderung lassen. Deutschland lebt uns das Negativbeispiel vor.
Widerspruch 3: Gewerbe und Industrien, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, investieren sowieso in energieeffiziente Methoden. Da braucht es keine neuen Vorschriften. In privaten Haushalten besteht noch Verbesserungspotenzial. Doch auch hier darf man den mündigen Bürger nicht bevormunden. Er ist erwiesenermassen der bessere Rechner als der Staat und kann sehr wohl selbst beurteilen, ob sich die energetische Sanierung seiner Immobilie rechnet oder nicht. Neuen energieeffizienten Technologien steht er nämlich offen, wenn sie verfügbar und bezahlbar sind.
Politiker meinen Gutes zu tun. Gouverner c’est prévoir. Es ist legitim, die Weichen für eine wünschbare Zukunft zu stellen. Aber sich damit Optionen zu verbauen, die man nicht erkennen kann oder nicht erkennen will, ist nicht nur kurzsichtig, sondern strategisch falsch und standortschädigend. Gegenwärtig nicht opportune Technologien auszuschliessen, ist eines Innovationsstandortes unwürdig. Mehr Vertrauen in den freien Erfindergeist und den Markt wäre angebracht. Wir können auch heute noch viel von der Natur abschauen. Dort ist alles erlaubt. Seit es Leben auf der Erde gibt, und das sind immerhin schon vier Milliarden Jahre, findet die Entwicklung durch «trial and error» und «survival of the fittest» statt. Nur was robust ist, überlebt.
So kann in der sonnenreichen Atacamawüste von Chile ein Solarkraftwerk, in der windreichen Nordsee ein Windpark, in den Alpen ein Wasserkraftwerk und in hoch technisierten Ländern – zum Beispiel mit voll elektrifizierten Verkehrssystemen – ein Kernkraftwerk die fitteste Lösung sein. Zur rechten Zeit am rechten Ort Energie bereitstellen zu können, ist der Schlüssel zum Erfolg. Aber nur Systeme, welche die auf Dauer subventionsfrei können, werden überleben. Subventionierte Systeme mögen in einer geschützten Werkstatt Schweiz eine Zeit lang funktionieren. Aber welche geschützte Werkstatt ist im Markt schon wettbewerbsfähig? Will man es bleiben, dann braucht es keine Verbote, sondern Köpfe und Denkfreiheit.
Das Referendum zur Energiestrategie kommt im richtigen Zeitpunkt. Es erzwingt endlich die breite Diskussion, welche dem Stimmbürger bisher verweigert wurde.
publiziert in der Basler Zeitung vom 23. Dezember 2016
Wünsche passen zur Adventszeit. Für Strategien ist Wunschdenken eher ungeeignet. Doch die Energiestrategie 2050 basiert genau darauf und nicht etwa auf Fakten. Selbstverständlich wünschen wir alle für uns und unsere Nachkommen eine sichere und saubere Energiezukunft. Keine Frage. Aber dann bitte wirklich für die ganze Welt. Es ist ethisch wohl kaum vertretbar, dass wir nur uns eine nachhaltige Zukunft auf dem erreichten Lebensstandard gönnen und den restlichen Milliarden in Entwicklungs- und Schwellenländern denselben Wunsch verweigern. Doch genau das müssten wir, wenn wir als Musterknaben aufzeigen wollten, dass ausschliesslich mit Windrädern, Solarpanels, Geothermie und Wasserkraft die Welt zu retten sei.
Dieser Ansatz fusst auf zwei Dogmen: erstens, dass unser Planet wegen der menschengemachten CO2-Emissionen demnächst aus den Fugen gerät, und zweitens, dass Kernkraft keine Option sei. Wer die beiden Dogmen hinterfragt, wird als Klimaleugner oder Atomlobbyist gebrandmarkt. Ich tue es trotzdem, weil ich immer noch glaube, in Zeiten der Aufklärung zu leben. Und ich übe mich jetzt ebenfalls in einem Wunschdenken, wie es bisher nur den anerkannten Weltverbesserern zugestanden wird:
Ich wünsche mir zunächst einmal, dass sich kein Wissenschaftler mehr fürchten muss, dass seine Forschungsgelder gekürzt werden, wenn er Fragen aufgreift oder Resultate publiziert, die nicht dem politisch geduldeten Mainstream entsprechen. Ich wünsche mir eine ergebnisoffene Klima- und Energieforschung ohne politische und ideologische Vorgaben. Und ich wünsche mir Chancengleichheit im Ideenwettbewerb um zukunftsfähige Technologien sowie einen Verzicht auf Denkverbote. Ich wünsche mir Medien, die ohne vorgefasste Meinung berichten. Auch über Entwicklungen jenseits unserer Landesgrenzen, und zwar aufgrund eigener Recherchen und nicht durch Abschreiben irgendwelcher Agenturmeldungen. Und schliesslich wünsche ich mir, dass jeder Interessenvertreter sich selbst hinterfragt, ob seine Argumentationen wohl wirklich wissenschaftlich fundiert sind. Das wären dann meine grossen und vermutlich am schwierigsten erfüllbaren Wünsche.
Im Kleinen würde es mich nur schon freuen, wenn anerkannte Wissenschaftler wie Björn Lomborg aus Dänemark, Judith Curry, Richard Lindzen oder Roy Spencer aus den USA, neben vielen anderen, bei uns überhaupt einmal zur Kenntnis genommen würden. Keiner dieser Wissenschaftler stellt die beobachtete Klimaerwärmung infrage und keiner streitet die übermässigen CO2-Emissionen ab. Sie widersetzen sich aber alle der politisch gängigen Doktrin einer bevorstehenden Katastrophe und einer technischen Steuerbarkeit des Klimas. Der absurde 97-Prozent-Konsensus zur Klimabedrohung gehört ins Reich der politischen Propaganda. Er hat mit einem seriösen wissenschaftlichen Diskurs überhaupt nichts zu tun, sondern erinnert nur an Wahlresultate totalitärer Regime.
Für die Energiezukunft wünsche ich mir zuverlässige, sichere, bezahlbare Technologien mit minimalem Land- und Ressourcenverbrauch sowie minimalen Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Und um diesen Anspruch soll sich, neben allen anderen Technologien, auch Kernenergie ohne ideologische Denkverbote bewerben dürfen. Alles andere wäre dem Denkplatz Schweiz unwürdig. Freier Wettbewerb um die beste Lösung ist die Basis einer echten Energiestrategie und nicht eine auf Wunschdenken basierte Bevorzugung heute populärer Technologien.
publiziert in der Basler Zeitung vom 6. Dezember 2016
Das Geothermieprojekt liess vor 10 Jahren die Stadt erzittern. Es beschäftigt Experten noch heute
Im Dezember 2006 hatte der Bohrmeissel nach 154 Bohrtagen sein Ziel in 5009 Metern Tiefe erreicht. Die gesamte geologische Schichtenfolge des Rheingrabens bis zum 240 Millionen Jahre alten Buntsandstein wurde durchbohrt, der Rest der Bohrstrecke verlief durch harten Granit. Der erste Meilenstein des Projekts «Deep Heat Mining» war planmässig erreicht.
Man fand wie erwartet 200 Grad heissen, undurchlässigen, aber geklüfteten Granit. Das Ziel war, mit Wasserdruck die Klüfte aufzupressen, um Tausende solcher Spalten wasserwegsam zu machen. Darin sollte später Wasser wie in einem Wärmetauscher zirkulieren, um es dann erhitzt in einer zweiten und dritten Bohrung wieder zur Oberfläche zu befördern und ein geothermisches Kraftwerk zu betreiben.
Projektgesellschaft war die Geopower Basel AG, ein Konsortium angeführt von den IWB. Aus der Region beteiligt waren die Genossenschaft Elektra Baselland und der Gasverbund Mittelland. Zudem waren diverse Stadtwerke sowie die Axpo mit im Boot. Der Kanton Basel-Stadt steuerte dem 60-Millionen-Projekt einen Betrag von acht Millionen Franken bei.
Unkomplizierte Testbohrungen
Das Projekt Deep Heat Mining hatte seinen Beginn 1997, lange bevor die Energiewende erfunden wurde. Der Ursprung waren die Erfolge in der geothermischen Wärmegewinnung mit Bohrungen wie in Riehen und Bad Schinznach. Das damalige Bundesamt für Energiewirtschaft ermutigte eine Gruppe von Geologen und Ingenieuren, zu prüfen, ob aus Geothermie Strom produziert werden könnte. Innerhalb von drei Jahren entwarfen wir in einem kleinen Team den Projektvorschlag und stellten ihn mehreren Stadtwerken und Stromproduzenten vor. Gefallen fand das Projekt bei den IWB. Regierung und der Grosse Rat waren der Projektidee gleichermassen zugetan.
Unkompliziert wurde 1999 eine erste Versuchsbohrung beim Zoll Otterbach bewilligt und finanziert. Selbst als die erste Bohrung auf technische Schwierigkeiten stiess, erfolgten Bewilligung und Finanzierung für eine zweite Bohrung gleichermassen zügig. Die zweite Bohrung bis auf eine Tiefe von 2755 Metern brachte den benötigten Erfolg: Erstmals konnte man nachweisen, auf welcher Tiefe das kristalline Grundgebirge begann und wie es beschaffen war. Die Temperaturzunahme entsprach den Erwartungen.
In diesem Loch ist bis heute einer der weltweit tiefsten Seismometer installiert. Dieser registriert unter dem Druck einer Wassersäule von 2,5 Kilometern und bei einer Temperatur von 125 Grad die winzigsten Beben unter Basel – Mikrobeben, die weit unter der Wahrnehmungsschwelle von Oberflächenstationen liegen.
Erdbeben am Feierabend
Mit einem grossartigen Team internationaler und lokaler Fachleute bereiteten wir auf dem Werkhof der IWB in Kleinhüningen drei Tiefbohrungen vor. Mit einem der grössten Bohrtürme Europas ging man ans Werk, um zwei fünf Kilometer tiefe Bohrungen nacheinander durchzuführen.
Dass es bei den Einpressversuchen nach Beendigung der ersten Bohrung zu spürbaren Erschütterungen kommen könnte, war vorgängig bekannt. Zur Überwachung wurden stadtweit mehrere, bis über 500 Meter tiefe Messstationen eingerichtet, damit allfällige Erschütterungen in Echtzeit lokalisiert werden konnten und man darauf reagieren konnte. Die Oberaufsicht lag beim Schweizerischen Erdbebendienst.
Der Rest ist Geschichte. Die Injektionen lösten eine Vielzahl von unerwartet heftigen Bergschlägen aus, fünf davon wurden von der Bevölkerung verspürt. Vor allem das erste Beben mit einer Magnitude von 3,4 überraschte alle Stadtbewohner am frühen Feierabend des 8. Dezembers 2006. Diesem Ereignis vorhergegangen waren schon kleinere, nicht fühlbare Beben, die uns die Injektionen vorzeitig stoppen liess. Das Projekt wurde – entgegen der vielfach falschen Meinung – nicht erst nach den fühlbaren Beben, sondern bereits eine Stunde zuvor eingestellt, da erkannt wurde, dass die Injektionen eine höhere Seismizität zur Folge hatten als erwartet. Jedes noch folgende fühlbare Beben, das letzte sogar 56 Tage danach, bedeutete einen weiteren Sargnagel für das Projekt. Dass fühlbare Erschütterungen noch so lange nachfolgen konnten, liess sich erst mit späteren Analysen erklären.
Bagatellschäden an Häusern
Für alle Beteiligten war es selbstverständlich, dass diese Ereignisse im Detail aufgeklärt werden mussten. Hier wurde ein Ergebnis erzielt, das so nicht zu erwarten war. Die theoretischen Erwägungen haben das zwar ausdrücklich nie ausgeschlossen. Doch Behörden wie Fachexperten stimmten aufgrund der Einschätzungen dem Vorgehen zu.
Man war sich bewusst, dass hier Neuland beschritten wurde. Deshalb wurde sehr viel in das Monitoring investiert. Der gewonnene Datensatz sucht tatsächlich weltweit seinesgleichen. Mit damals verfügbarer Technik wurden über 15 000 mikroseismische Ereignisse registriert, von denen über 3000 mit einer Genauigkeit von weniger als hundert Meter lokalisiert werden konnten. Der effektive Schadensumfang an Gebäuden wurde nie genau ermittelt. Strukturelle Schäden oder Personenschäden waren sowieso keine zu vermelden. Nachdem über Radio und Presse wiederholt aufgerufen wurde, allfällige Schäden anzuzeigen, gab es rund 2000 Meldungen von Bagetellschäden, meist Haarrisse in Fassaden. Auf eine Ursachenabklärung wurde bewusst verzichtet. Eine kulante Vergütung kam in jedem Falle günstiger als jahrelange Rechtsfälle.
Überfordert in der Aufklärung war einzig die Staatsanwaltschaft. Ohne das komplexe Projekt und den Ablauf des Bewilligungsverfahrens und der Planungsprozesse je begriffen zu haben, kam der Staatsanwalt auf die gloriose Idee, mich, den Projektleiter, der vorsätzlichen Verursachung einer unterirdischen Überschwemmung und vorsätzlichen Verursachung eines unterirdischen Bergsturzes anzuklagen. Die absurde Anklage führte zu einem uneingeschränkten Freispruch und einem baldigen Abgang des Staatsanwalts.
Die minutiösen Datenaufzeichnungen haben dem Schweizerischen Erdbebendienst und Hochschulinstituten von Berlin bis Japan jahrelang Forschungsmaterial geliefert. Der vollständige Datensatz gilt auch heute noch weltweit als Standardreferenz für menschengemachte Beben.
Eine Erkenntnis ist zum Beispiel, dass die Bergschläge nichts mit dem erhöhten Erdbebenrisiko in Basel zu tun haben. Mit hydraulischen Injektionen kann man bei Kenntnis der Spannungsverhältnisse praktisch überall Scherungen im Untergrund verursachen. Die Kunst ist es nicht, die Scherungen zu vermeiden, sondern die Stärke der damit verbundenen Erschütterungen kontrollieren zu können. Dieses Wissen ist entscheidend überall dort, wo Stoffe in den Untergrund gepumpt werden.
Die Ziele des Vorhabens wurden in Basel nicht erreicht. Trotzdem darf man auf das Erreichte stolz sein. Neben den bereits erwähnten Erkenntnissen hat sich das Microseismic Monitoring zu einer bewährten Überwachungsmethode für Arbeiten im Untergrund entwickelt.
Aus der damaligen Geopower Basel AG ist die Geo-Energie Suisse mit ähnlichen Beteiligungen hervorgegangen. In Haute-Sorne bei Delémont ist ein Nachfolgeprojekt geplant, in dem die Tiefengeothermie aus den Lehren von Basel weiterentwickelt werden soll.
Die Bohrung Basel ist von viereinhalb Kilometern Tiefe bis zur Oberfläche wassergefüllt und mit zementhinterfüllten Stahlrohren ausgekleidet. Eine Weiterführung des ursprünglichen Projekts kommt nicht infrage. Auf rund 2,5 Kilometern Tiefe, am Top des Granits, hatte man bei den Vermessungen offene Klüfte mit heissem Wasser erkannt. Es würde durchaus Sinn machen, die Förderung dieses heissen Wassers für das Fernwärmenetz zu prüfen.
Das Thermalwasser könnte unter Umständen wie in Riehen erschlossen werden. Im Weiteren bietet sich das ungewöhnlich tiefe Bohrloch zum Test von Hochdruck- und Hochtemperatur-resistenten Messwerkzeugen an. Die Entwicklung solcher Geräte wäre für die Tiefengeothermie von grosser Wichtigkeit. Ein entsprechender Projektvorschlag wurde von der ETH leider nicht aufgenommen.
Amerika sieht Potenzial
Persönlich bin ich der Ansicht, dass die Stromproduktion aus Tiefengeothermie bedeutendes Potenzial, aber noch einen sehr langen Weg vor sich hat. Die Herausforderung liegt in der Bohrtechnik und der Erzeugung eines weit verästelten, durchlässigen Kluftsystems. Sie erfordert Bohrtechniken, die wahrscheinlich in der Erdöl- und Erdgasindustrie weiterentwickelt werden. Um Fortschritte zu erlangen, braucht es nämlich die Möglichkeit, neue Techniken in Hunderten von Bohrungen laufend zu testen und zu verbessern. In gut gemeinten Einzelprojekten ist das kaum möglich.
Das amerikanische Bundesamt für Energie (US DOE) sieht in der Tiefengeothermie ebenfalls ein wichtiges Potenzial. Dort wird die Herausforderung im grossen Stil, in einer Art «Raumfahrt in die Tiefe» angegangen. Das US DOE hat dafür einen Wettbewerb ausgeschrieben. Dafür bewerben sich fünf Konsortien, bestehend aus zivilen und militärischen Forschungsinstituten, Erdölfirmen und Servicegesellschaften der Erdölindustrie. Diese Bewerbungen darf ich heute im Auftrag des US DOE mitbeurteilen.
publiziert in Basler Zeitung vom 25. Nov. 2016
Der Energiemarkt ist seit je her Zyklen von Überangebot und Mangel unterworfen. Innerhalb weniger Jahre kann sich der Ölpreis verdoppeln oder halbieren. Das ist wiederholt passiert. Gleiches gilt für die seit über sechzig Jahren totgesagte oder, besser gesagt, totgewünschte Kohle. Momentan ist Steinkohle zu Schleuderpreisen auf dem Weltmarkt verfügbar und zur unverzichtbaren Stütze der deutschen Stromproduktion geworden. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Strompreis auf dem europäischen Markt mehr als halbiert. Es sind nicht Subventionen, Wetter oder Nachfrageschwankungen, welche Berg-und-Talfahrten auslösen, es ist das Zusammenspiel all dieser und noch weiterer Faktoren. Nur eins ist allen Veränderungen gemeinsam: Sie waren alle unvorhersehbar und sie sind alle nicht planbar.
Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass Wasser- und Kernkraftwerke ihre Kosten nicht mehr decken? Wer hätte gedacht, dass Deutschland trotz Milliarden an Subventionen in Erneuerbare heute mehr Kohle verbrennt als 2014? Wer hätte gedacht, dass China nach zehn Jahren massivstem Zuwachs an Kohleverbrauch innerhalb eines einzigen Jahres seine CO2-Emissionen um 77 Millionen Tonnen reduziert? Das ist mehr als die Schweiz in einem Jahr emittiert. Wenn wir die Schweiz vor einem Jahr abgeschafft hätten, wäre der Effekt geringer gewesen. Und wer hätte schliesslich gedacht, dass die USA immer noch die einzige Nation sind, die ihre Emissionen wie angekündigt sukzessive senkt? Und das jedes Jahr um einen Betrag, der ebenso die gesamten CO2-Emissionen unseres Landes übertrifft.
Was lernen wir daraus?
1. Zunächst sollten wir uns nicht so wichtig nehmen. Ausser wenn wir was beizutragen haben, das weltweite spürbare Wirkung hätte.
2. Marktentwicklungen sind nicht planbar. Auch staatliche Regulierungen schaffen das nicht.
3. Subventionen sind für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung fast immer schädlich.
4. So volatil der Energiemarkt ist, Protagonisten wie Fossile und Kernenergie werden so schnell nicht abtreten und neue Akteure wie Wind und Sonne müssen ihre Rolle im Markt erst noch erkämpfen. Dazu sind Erfindergeist und Risikobereitschaft nötig, nicht Subventionen.
5. Die Planung einer robusten Energiezukunft darf nicht Ideologen überlassen werden. Besonders wer eine Energieressource nur verteufelt und eine andere hochjubelt, um seinen eigenen Interessen zu dienen, hat in der Planung nichts verloren.
6. Gegen die Unwägbarkeit zukünftiger Entwicklungen gilt es alle Optionen offenzuhalten. Technologieverbote in eine Verfassung zu schreiben, wäre von unglaublicher Kurzsichtigkeit.
Es ist eine unzulässige Verkürzung, CO2-Emissionen als einzigen Grund der Klimaerwärmung darzustellen. Damit wird eine Steuerbarkeit des Klimas impliziert. Das ist grober Unfug. Die Klimadrohung schürt beim umweltbewussten aber technisch wenig versierten Bürger systematisch das schlechte Gewissen.
Eine innovationsgetriebene Dekarbonisierung macht auch ohne Drohungen Sinn. Luftverschmutzung tötet auf der Welt jährlich ein Mehrfaches an Menschen als sämtliche klimabedingten Katastrophen zusammen.
Der religiöse Eifer, alleine mit einer CO2-Reduktion die Welt zu retten, treibt gefährliche Blüten. Dass damit einfach andere Ressourcen geplündert werden, scheint nicht zu kümmern. Oder ergeben Millionen Tonnen zukünftiger Batterien, welche nach 8000 Ladezyklen ersetzt werden müssen keine Umweltbelastung? Und wie kann ich Windräder gut finden, wenn ich damit ganze Landschaften zerstöre und zugleich den Gebrauch der totgesagten Kohle unerlässlich mache?
Rette-die-Welt-Wunschdenken ohne Respektierung physikalischer und ökonomischer Gesetzmässigkeiten führt unweigerlich zu kontraproduktiven Ergebnissen. Zum Glück ist die Schweiz so klein, dass dies dem Klima, wie es auch herauskommt, keinen Schaden zufügt.
publiziert als "Zwischenruf" in der Basler Zeitung vom 14. November 2016
Das hohe Wohlstandsniveau der Schweiz beruht auf vielen Faktoren. Einer davon ist sicher der effiziente Umgang mit den verfügbaren Energieressourcen. Aufgrund der akzentuierten Topografie und der geografischen Lage verfügt unser Land über reiche Wasserressourcen, welche entsprechend genutzt werden. Es gibt nur sehr wenig Länder, welche auf diesen Vorteil abstützen können. Weshalb man auch noch heute in der Schule lehrt, die Schweiz sei ein rohstoffarmes Land, ist nicht nachvollziehbar. Wenn man damit die Ressourcen Wind und Sonne meint, mag das stimmen. Die gibt es an Meeresküsten und innerhalb der tropischen Breitengrade übers ganze Jahr in wesentlich grösserem Ausmass. Die Schweiz baut ihre Stromproduktion auf den CO₂-armen Ressourcen Wasserkraft und Kernenergie auf. Ihre Stromversorgung gehört zu den nachhaltigsten, sichersten und bezahlbarsten der Welt, wie das World Energy Council in seinem jüngsten Index erneut bestätigt.
Bei einem chaotischen Ausstieg aus der Kernenergie, wie ihn die Atomausstiegs-Initiative will, ist die Gefährdung der Versorgungssicherheit nur ein Aspekt. Mit Sicherheit wird sich die Nachhaltigkeit verschlechtern und mit Sicherheit wird sich der Strompreis für den Konsumenten erhöhen. Ausgerechnet die Kernthemen der Grünen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz, werden von eben dieser Partei und ihren Genossen mit Füssen getreten. Am absurdesten an der Atomausstiegs-Initiative ist allerdings das Festschreiben eines Technologieverbots in der Bundesverfassung. Ein solch rückwärtsgewandter und zukunftsfeindlicher Artikel in der Verfassung wäre einmalig und ein Armutszeugnis für einen Staat, der seinen Erfolg zum grossen Teil mit Forschung und Entwicklung begründet.
Kein vernünftiger Mensch kann doch meinen, dass die alternden Leichtwasserreaktoren unserer heutigen Anlagen das Vorbild zukünftiger Kernkraftwerke seien. International macht die Technik rasante Fortschritte. Reaktoren, welche nicht mehr durchbrennen können und radioaktiven Abfall als Brennstoff verwerten, sind zukunftsweisende Perspektiven.
Gegenwärtig ist überhaupt kein Bedarf vorhanden, neue Kernkraftwerke zu bauen. Unter diesen Voraussetzungen wäre es eine sträfliche Dummheit, eine Technologie zu verbieten, die von der IEA (Internationale Energieagentur) als «eine der wenigen Optionen, CO₂-Emissionen in mengenmässig relevanter Form zu senken», bezeichnet wird. Eine Dummheit, welche den Technologiestandort Schweiz ins Lächerliche ziehen und das Bild des eigenbrötlerischen Sonderlings noch weiter fördern würde. Das kann nicht einmal im Sinne der Initianten sein. Wir wollen eine zukunftsfähige Schweiz. Deshalb ein klares Nein zu dieser rückwärtsgewandten Initiative.
publiziert in der Basler Zeitung vom 28. Okt. 2016
Selbstverständlich wollen wir alle eine gesunde und nachhaltige Umwelt für unsere Nachkommen. Ich bin überzeugt, dass eine grosse Mehrheit der Einwohner dieses Landes das ähnlich sieht. Ich setze mich seit dreissig Jahren für die Entwicklung nachhaltiger und umweltschonender Energieträger ein. Im internationalen Vergleich haben wir einen beneidenswert hohen Standard in Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erreicht. Besser werden kann man aber immer noch. Seit zwanzig Jahren nimmt der Heizölverbrauch dank verbesserter Bauweise und effizienteren Wärmesystemen kontinuierlich ab. Der Trend ist ungebrochen. So lange wir uns das leisten wollen und das auch leisten können, ist das eine gute Sache.
Die Welt wird es uns jedoch nicht danken und niemand wird uns nachahmen. Denn das können nur wir uns, auf unserem hohen Wohlstandsniveau, leisten. Der Beitrag zur Rettung der Welt ist und bleibt vernachlässigbar klein. Denn die als klimabeeinflussend deklarierten Emissionen werden zu 99.9% ausserhalb unserer Landesgrenzen produziert. Und zwar mit Methoden die es bei uns seit bald hundert Jahren nicht mehr gibt, nämlich mit Kohle.
Wenn wir bei hoher Effizienz eine weitere Verbesserung nur noch mit Subventionen – also Geld von anderen – erreichen können, und wenn wir immer noch glauben damit einen Beitrag an die Welt zu leisten, dann sind wir definitiv auf dem falschen Dampfer. Denn Umverteilung von Geld, nur noch zum Selbstzweck für wenige Nutzniesser, ist mit Garantie nicht nachhaltig, von einer Klimawirkung ganz zu schweigen. Genau eine Klimawirkung gaukelt die zur Abstimmung stehende Energieabgabe im Kanton Baselland aber vor. Gezimmert wurde das Gesetz unter anderem mit Wirtschaftsführern, deren Betriebe sich von der Abgabe dispensieren können oder deren Betriebe sich damit Mehraufträge erhoffen. Die Hauseigentümer und die Mieter, welche die Zeche zu bezahlen haben, waren am ominösen runden Tisch bezeichnenderweise nicht dabei.
Durch zusätzliche Abgaben werden wir immer komplizierter, aber nicht effizienter und schon gar nicht wettbewerbsfähiger. So können wir nicht einmal mehr unsere wirklichen Trümpfe im Ausland verkaufen, wo sie unvergleichbar mehr Wirkung hätten. Ich denke da zum Beispiel an Engineering in Strom-, Wasseraufbereitungs- oder Kehrichtverbrennungstechnologie. Das sind in bevölkerungsreichen und aufstrebenden Ländern die dringenden Bedürfnisse. Nicht Wärmepumpen, Komfortlüftungen, dreifach verglaste Fenster und Biogas betriebene Heizpilze.
Der Ökowahnsinn in unseren Breitengraden hat jeden Bezug zu den Realitäten der grossen weiten Welt verloren. Das neue Energiegesetz ist ein Produkt des Wunsches Gutes zu tun, ohne sich Rechenschaft über die Wirkung zu geben. Hauptsache das Gewissen ist beruhigt.
Wann lernen wir endlich wieder ohne Klimahysterie und ohne ideologische Brille Energiepolitik zu machen, und ganz einfach nach den Regeln von Physik und Ökonomie pragmatische Entscheidungen zu treffen? Es ist zu hoffen, dass das Stimmvolk diese Vernunft noch nicht verloren hat, dass es den kostentreibenden Leerlauf der Energieabgabe durchschaut, und dass es das Gesetz am 27. November bachab schickt.
publiziert in der Basler Zeitung vom 29. September 2016
Die Initiative Grüne Wirtschaft wurde wuchtig abgelehnt, obwohl deren Anliegen bei einer Grosszahl der Bevölkerung auf Sympathie stiess. Was ist passiert? War es die Drohung staatlichen Zwangs, welche zur Ablehnung der Initiative führte? Ich glaube nicht. Drohungen sind zwar ein altbekanntes Mittel der Politik, das gerade auch bei Umweltfragen laufend benutzt wird. Was wäre die Klimapolitik ohne steigende Meeresspiegel und ohne aus dem Ruder laufende Klimaphänomene? Doch das Schüren von Ängsten scheint immer weniger zu wirken. Die Diskussion zu Energie und Klima wird seit Jahren äusserst emotional geführt. Ob das zu guten Lösungen führt, ist zweifelhaft. Dass man zur Natur und Umwelt eine emotionale Beziehung hat, ist natürlich. Es ist keine Frage, dass man zur Umwelt Sorge tragen muss. Für unser eigenes Wohl als auch für die kommenden Generationen.
Bei Energie ist das was anderes. Da sind Emotionen fehl am Platz. Zu Energie sollte man eine nüchterne Beziehung pflegen und sich auf physikalische und ökonomische Grundlagen abstützen. Jede Form der Energieumwandlung – Energiegewinnung gibt es physikalisch nicht – hat eine Auswirkung auf die Umwelt. Die Nullbelastung und das Nullrisiko gibt es nirgends. Auch das lässt sich emotionslos herleiten.
Doch gerade bei der Wahl von Energiesystemen fliegen die Emotionen hoch. Sie fliegen so hoch, dass selbst grundlegende Prinzipien der Ökonomie missachtet werden. Ökonomie wird leider oft mit unethischer Geschäftemacherei in Zusammenhang gebracht. Dabei bedeutet Ökonomie nichts anderes als einen haushälterischen Umgang mit beschränkten Ressourcen.
Traditionell baut Energieversorgung auf ökonomischen Prinzipien auf. Schon immer setzte sich die jeweils beste verfügbare Technik durch. Die Verbesserung der Energieeffizienz ist ein zentrales ökonomisches Anliegen und Motivation jeglicher technischer Entwicklung und Forschung. Ein grundlegendes, bisher aber nie explizit genanntes Prinzip der Energieversorgung ist die «Just in Time»-Produktion. Man bringt eine Energieressource erst dann zum Einsatz, wenn sie effektiv gebraucht wird. Man lässt einen Automotor nur Benzin verbrennen, wenn gefahren wird. Eine Maschine wird abgestellt, wenn nicht gearbeitet wird. Oder im Kleinen: Man löscht das Licht, wenn niemand im Raum ist. Im Handel hat dieses Prinzip mit der Globalisierung als «Just in Time» einen griffigen Namen erhalten. Man produziert nur so viel Güter, wie verbraucht werden. Die Produktion auf Vorrat verursacht unnötigen Aufwand und Kosten. Mit digitaler Informationstechnik lassen sich Güterströme immer besser steuern und Lagerkosten vermeiden, ein ökonomischer Gewinn.
Ausgerechnet dieses Prinzip wird bei den neuen Erneuerbaren über Bord geworfen. Statt die Produktion zu steuern – das geht bei Sonne und Wind nämlich nicht –, muss man ressourcenintensive Batterien und kostspielige Back-up-Systeme bauen. Es ist Unfug zu behaupten, Wind und Sonne stünden gratis zur Verfügung. Wasser fällt auch gratis vom Himmel. Sogar Kohle liegt gratis im Boden. Es sind die Umwandlung und die Speicherung, die Kosten verursachen. Dabei entstehen Verluste und Mehraufwand. Man muss mehr und nicht weniger Energie erzeugen als benötigt.
Grüne Wirtschaft ist nur sinnvoll, wenn man bis zum Ende denkt. Offensichtlich sind die Schweizer Stimmenden ganz gut in der Lage, sowohl ökonomisches Handeln als auch Drohungen richtig einzuschätzen.
publiziert in Basler Zeitung vom 2. Sept. 2016
Diese Schlagzeile erschien am 19. August im angesehenen Wirtschaftsportal Bloomberg Markets. In Chile soll ein 120-Megawatt-Solar kaftwerk gebaut werden, das Strom für sagenhaft günstige 2.9 US-Cents pro Kilowattstunde liefern wird. Solche Schlagzeilen beeindrucken und gelten als Tatbeweis für den Durchbruch der neuen Erneuerbaren. Erfreulich ist, wenn dort ein Kraftwerk ohne Subventionen gebaut werden kann. Da gibt es nichts zu rütteln.
Näher hinschauen lohnt sich bei solchen Schlagzeilen trotzdem. Die Anlage liegt in der Region Tarapaca auf 20 Grad südlicher Breite im höher gelegenen Teil der Atacama-Wüste. Das ist vergleichbar mit der Position der Sahara nördlich des Äquators. Zweimal im Jahr steht die Sonne vertikal über dem Gebiet. Die Atacama-Wüste ist eine der trockensten Wüsten der Erde. In dieser Hochlage ist es nicht nur trocken, sondern auch kalt, was für Photovoltaikzellen von Vorteil ist. Das Gebiet liegt auch oberhalb der Nebelzone, welche im Winter die Sonneneinstrahlung grosser Teile der Küstenregion Chiles und Perus beeinträchtigt. Es handelt sich vermutlich um einen der welt besten Standorte für Solarstrom. Das Werk soll 2019 ans Netz gehen und jährlich 280 Gigawattstunden Strom liefern.
Allerdings ist es auch entlegen, nämlich 80 Kilometer östlich der nächstgrösseren Stadt Iquique. Und die Lieferverpflichtung zu diesen Konditionen beschränkt sich auf die Zeit von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Das sind zehn Stunden pro Tag. Die restlichen vierzehn Stunden liefert das Werk nicht. Da nicht davon auszugehen ist, dass ab sechs Uhr abends in Chile kein Strom mehr gebraucht wird, dürften über Nacht Dieselgeneratoren angeworfen werden. Chile ist allerdings in der glücklichen Lage, wie die Schweiz über reiche Wasserkraftpotenziale zu verfügen. Es könnten Regelwasserkraftwerke sein, welche in den Nachtstunden die Leistung übernehmen.
Was lehrt uns dieses Beispiel:
a) Der sensationell tiefe Preis beschränkt sich auf die Produktion von zehn Stunden pro Tag.
b) Er beinhaltet keinerlei Systemkosten, wie Speicherung, Back-up und Transport.
c) Die Solarleistung ist dort rund zweieinhalb mal höher als bei uns.
d) Kohle kann unabhängig von Back-up Systemen während 24 Stunden Strom liefern. Das mit dem halben Preis ist deshalb ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.
Das bringt uns in die Realität unserer Breitengrade zurück. Deutschland strebt seit bald sechzehn Jahren nach erneuerbarer Stromproduktion. Die wird immer einen höheren Preis haben als konventionelle Stromerzeugung. Der Deckungsgrad mit Sonne und Wind ist nach oben klar limitiert, sonst muss Wind- und Solarstrom zu Überschusszeiten vernichtet werden. Lagern lässt sich Strom in Batterien nur für Stunden oder Tage, aber nicht über Monate, ausser man stellt neben jedes Haus eine Batterie in der Grösse einer Autogarage. Das wäre weder von den Kosten noch vom Ressourcenverschleiss her zu rechtfertigen. Also bleiben die Kohlekraftwerke.
Und was hat das mit dem Klima zu tun? Ganz einfach. Deutschland erzielt mit seiner Energiepolitik keine CO2 Reduktion und wird auf diese Weise seine Reduktionsziele weit verfehlen. Sofern man überhaupt daran glaubt mit solchen Massnahmen das Klima wirksam steuern zu können.
publiziert als Leserbrief in der Neuen Zürcher Zeitung vom 2. 8. 2016
Technologieentwicklungen finden in immer kürzeren Zeitspannen statt. Mit dem exponentiellen Wachstum wissenschaftlicher Publikationen und einer zeitgleichen Verfügbarkeit der Information für Jeden mit einem Internetanschluss, hat Wissen die Pforten von Hochschulen und Forschungslabors übersprungen. Ein goldenes Zeitalter für unabhängige Tüftler und Erfinder. Wem es gelingt die nötigen Mittel zu beschaffen kann mit heutiger Fertigungstechnik praktisch alles entwickeln was man sich vorstellen kann. „If you can think it, you can do it.“ Bertrand Piccard hat das eindrücklich bewiesen. In dieser grossartigen Zeit des Umbruchs muss jetzt aber die logische Frage folgen: Macht das auch Sinn? Sinn macht Piccards Flug, um die Machbarkeit von Träumen zu beweisen. Fraglich ist hingegen mit 170 Millionen Franken einen einzigen Menschen in 505 Tagen um die Welt zu fliegen. Materialverbrauch, graue Energie, Schadstoffbelastung der ganzen Karawane, inklusive dem Willkommensflug von Energiesparministerin Leuthard nach Abu Dhabi sprengen jegliche Grenzen der Vernunft. Mit dem selben Geld könnte man 40’000 Menschen innerhalb weniger als 48 Stunden rund um die Erde fliegen. Aber wer fliegt schon von A nach A. Macht genau so wenig Sinn.
Die ganze Bemühung war doch zu zeigen, dass man zum Fliegen keine Treibhausgase in die Luft jagt, um unseren wunderbaren Planeten zu retten. Dass die ganze dazu unverzichtbare Infrastruktur ein Vielfaches an Schadstoffen erzeugt und das ganze Vorhaben eine Materialschlacht wertvollster Rohstoffe ist, scheint nicht zu kümmern. Wofür wir Betrand Piccard dankbar sein müssen ist die Erkenntnis, dass wir mit solchen Entwicklungen in Zukunft nicht nur drei, sondern mindestens ein Dutzend Erden brauchen werden. Dann können wir träumen diese zu erobern.