97% Konsenus, dass alleine der Mensch für den Klimawandel verantwortlich sei. Diese Zahl schlägt selbst nordkoreanische Abstimmungsresultate. Solche Aussagen machen suspekt, insbesondere wenn es sich um Wissenschaft handeln soll. Auch den Satz „The science is settled“ habe ich zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Klimadiskussion gehört. Wer so etwas behauptet, hat eine andere Agenda als die wissenschaftliche Wahrheitsfindung. Wissenschaft ist niemals abgeschlossen, sie lebt ja vom laufenden Diskurs, eine abgeschlossene Wissenschaft gibt es nicht. Sonst würde die Welt heute noch als Scheibe verstanden. Der besagte 97% Konsensus ist unterdessen von der Wissenschaft selbst als unwahr widerlegt worden[1].

Dass ein ungebremster Verbrauch fossiler Brennstoffe weltweit für einen Anstieg des CO2 Gehaltes in der Atmosphäre beiträgt, und dass CO2 mit zunehmender Konzentration eine Erwärmung begünstigt, ist kaum bestritten. Doch dann hört der Konsens bei den Wissenschaftlern auf, unter anderem auch Mitautoren der IPCC Berichte. Die völlig verkürzte Aussage, dass alleine der menschgemachte Klimagas-Ausstoss eine Klimaerwärmung bewirkt, steht nur in den 26 Seiten des „Summary for Policymakers“ des IPCC. Es ist nicht unwesentlich zu wissen, dass für den Inhalt dieser Zusammenfassung um jedes Wort politisch und nicht wissenschaftlich gerungen wird. Nimmt man dann die Mühe, sich durch die 1552 Seiten des fünften Abschluss­berichtes zur Physik des Klimawandels zu wälzen, stellt man mit Genugtuung fest, dass die Sache doch ein bisschen komplizierter ist. Dass noch ein paar andere Faktoren im Spiel sind, und dass noch nicht alle Mechanismen des Klimageschehens verstanden sind. Es wird sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass beim weitaus wichtigsten aller Klimagase, dem Wasserdampf grosse Unsicherheiten über dessen Einfluss zum Klimageschehen bestehen.

Trotzdem steigern sich Klimadiskussionen oft ins Hysterische und Forderungen der Apokalyptiker zunehmend ins Absurde und nehmen unverkennbar religiöse Züge an. Den Gipfel abgeschossen hat bisher die Klima Allianz, welche es fertigt bringt eine Bundesrätin als Schutzheilige des Klimas vorzuschlagen, und diese mit wolkigem Heiligenschein präsentiert. Hier versagt die Hoffnung auf Sachlichkeit. Solche Manifeste sind Gift für eine ernsthafte Energiepolitik. Es ist schlicht nicht so einfach nur Solarzellen und Windmühlen aufzustellen und dann ist das böse CO2 weg. Solche dummen Verkürzungen sind ein Hohn gegenüber allen Forschern, Entwicklern und Ingenieuren die sich ernsthaft bemühen nicht nur ökologisch wünschbare, sondern auch ökonomisch tragbare Lösungen zu finden.

Das Unbehagen, dass unser Wohlstand zu über 80% auf dem Gebrauch fossiler Brennstoffe aufbaut, ist berechtigt. Nachhaltige Energieysteme müssen in Zukunft fossile Brennstoffe ablösen. Richtig nachhaltig sind aber nur solche, die ohne Subventionen im Markt bestehen können, sonst bleiben sie unwirksame Nischenprodukte, die sich nur reiche Länder leisten können. Da ist leider noch ein langer Weg. Und da besteht eine weitere Gefahr der Klimahysterie. Sollte die Erwärmung nicht so stattfinden wie angedroht – solche Zeichen mehren sich – fällt eine bloss an Klimazielen aufgehängte Energiepolitik wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Trotz religiösen Energiekriegern sollte man die Hoffnung auf die menschliche Vernunft nicht aufgeben.

 

[1]{C} Cook et al. 2013: Quantifying the consensus on anthropogenic global warning in the scientific literature; Environmental Research Letters, Volume 8, Nr. 2

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AuthorMarkus Häring